Gibt es Krankheitsbilder, die von einer Cholin-Supplementation profitieren könnten?



Erhöhte Homocysteinspiegel
Erhöhte Homocysteinspiegel gelten als Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen. Homocysteinspiegel im Blut werden wesentlich von die Versorgung mit Folsäure, Vitamin-B12 und Vitamin B6 beeinflusst. Eine hohe Cholin-Zufuhr führt zu einer Abnahme erhöhter Homocysteinspiegel und zwar unabhängig vom Folsäurestatus (Cho E et al. 2006). In der Schwangerschaft gelten erhöhte Homocysteinspiegel als Risikofaktor für Schwangerschaftskomplikationen.

Asthma bronchiale
Im Tiermodell der allergischen Atemwegsentzündung konnte durch eine Gabe von Cholin und Alpha-Linolensäure vor der Allergenexposition eine Abnahme der Entzündungsreaktion dokumentiert werden. Es zeigte sich in der Bronchoalveolären Lavage (BAL) eine verminderte eosinophile Infiltration und TNF-alpha-Aktivität, eine Reduktion von oxidativen Stress und eine Abnahme der NFkappaB-Aktivität (Mehta AK et al. 2009). Aufgrund fehlender Untersuchungen am Menschen bleibt unklar, ob diese tierexperimentellen Erkenntnisse auf den Menschen übertragen werden können. Sollten sich jedoch diese Ergebnisse bei Asthma-Patienten bestätigen lassen, wäre eine Supplementation von Cholin in Verbindung mit Alpha-Linolensäure eine Möglichkeit, die allergeninduzierte Entzündungsreaktion beim Asthma zu vermindern.

Chronische Entzündungen
Weitere Untersuchungen konnten zeigen, dass Personen mit einer cholinreichen Ernährung niedrigere Blutspiegel bestimmter Entzündungsparameter, wie z.B. C-reaktives Protein und Adiponektin, aufwiesen (
Detopoulou P et al. 2008). Diese Beobachtung ist auch deshalb bedeutsam, weil erhöhte CRP-Spiegel als prognostischer Parameter für kardiovaskuläre Erkrankungen gelten. Weitere Arbeitsgruppen bestätigten diesen anti-entzündlichen Effekt von Phosphatidylcholin (Eros G. et al. 2009). Die Supplementation verschiedener vom Phosphatidylcholin abgeleiteter Phospholipide vermindert die Leukozyten-Reaktion und reduziert die Aktivität pulmonaler pro-inflammatorischer Enzyme.

Ulcerative Colitis
Phosphatidylcholin ist ein wichtiger Bestandteil auch der intestinalen Zellmembranen. Aktuelle Untersuchungen liefern Hinweise, dass ein erniedrigter Phospholipidgehalt die Barrierefunktion der Darmwand zu beeinträchtigen scheint und damit eine wichtige pathogenetische Rolle bei der Ulcerativen Colitis spielen könnte (Ehehalt R et al. 2010).  Erste Behandlungsversuche mit einer besonderen galenischen Zubereitung des Phosphatidylcholins dokumentierten im Vergleich zur Placebogabe eine signifikant höhere Remissionsrate (53 vs. 10 %) (Stremmel W et al. 2010).

Brustkrebs
Es liegen erste Hinweise vor, dass eine erhöhte Cholinaufnahme über die Ernährung mit  einem verringerten Brustkrebsrisiko assoziiert ist. Einer Studie zufolge war das Brustkrebsrisiko bei Frauen, die eine hohe Cholinzufuhr aufwiesen um 24 % geringer (Xu X et al. 2008). Eine weitere Untersuchung konnte dieses Ergebnis bestätigen. Nach Einschätzung der Autoren wäre eine entsprechend hohe Cholinzufuhr eine geeignete Strategie, um einer Brustkrebsentwicklung vorzubeugen (Xu X et al. 2009). Untersuchungen zum Einfluss der Cholinaufnahme auf die Häufigkeit von Darmkrebs konnten hingegen keinen Zusammenhang dokumentieren (Lee JE et al. 2010).

Traumatische Hirnschädigung
Die Folgen einer traumatischen Hirnschädigung lassen sich, zumindest im Tiermodell, durch eine Cholin-Supplementation abmildern (Guseva MV et al. 2008).  Ein Cholingabe vor und nach dem Trauma scheint diesen Untersuchungen zufolge einen neuroprotektiven Effekt zu haben, in dem es typische Gedächtnisstörungen reduziert.

Fetales Alkohol-Syndrom
Ein anhaltender hoher Alkoholkonsum in der Schwangerschaft führt zum fetalen Alkohol-Syndrom mit Störung in der Gedächtnisentwicklung, einer allgemeinen Entwicklungsretardierung und Lernschwierigkeiten. Mehrere tierexperimentelle Untersuchungen zeigen konsistent, dass diese alkoholbedingten Schäden durch eine Cholinsupplementation während der Schwangerschaft und auch zeitlich verzögert nach Ende der Alkoholexposition im Kindesalter deutlich vermindert werden können (Ryan SH et al. 2008). Auch wenn entsprechende Untersuchungen am Menschen noch ausstehen, sprechen diese Beobachtungen dafür, dass auch Säuglinge und Kleinkinder von Müttern mit exzessiven Alkoholgenuss während der Schwangerschaft von einer Cholin-Supplementation profitieren könnten.

Morbus Alzheimer
Zahlreiche Untersuchungen legen die Vermutung nahe, dass auch bei verschiedenen degenerativen neurologischen Erkrankungen, wie dem M. Alzheimer, Störungen des Phospholipidstoffwechsels vorliegen, die mit einem Mangel an Phosphatidylcholin im Gehirn einhergehen (Nitsch RM 1992). Es wird diskutiert, ob auch diese Erkrankungen von einer zusätzlichen Cholingabe profitieren könnten.

Nicht-alkoholische Fettleber
Weitere Untersuchungen geben Hinweise, dass auch einzelne Patienten mit einer nicht-alkoholischen Fettleber ein Cholindefizit aufweisen und das, obwohl die tägliche Cholin-Zufuhr dieser Patienten den allgemeinen Empfehlungen zur Aufnahme entsprach (
Macfarlane DP et al. 2011, Fischer LM, da Costa 2010). Aufgrund der bekannten Zusammenhänge zwischen einem Cholin-Mangel und der Entwicklung einer Fettleber scheint in Einzelfällen ein Behandlungsversuch mit hohen Cholin-Dosen gerechtfertigt. 


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